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Der Klimawandel-Stimulus

Bernd Hartmann, Leiter CIO Office
Lesedauer: 4 Min
Erst die EU, dann China, und vielleicht folgen bald die USA mit dem Ziel, netto klimaneutral zu werden. Das bedeutet enorme Investitionen von staatlicher und privater Seite. Der Zeitpunkt dafür ist günstig, auch für Investoren.

Die Europäische Union (EU) geht voran. Sie will klimaneutral werden und in dieser Dekade im Rahmen ihres Green Deal Investitionen in Höhe von 1 Bio. Euro mobilisieren. Damit China, derzeit mit Abstand grösster Emittent von CO2, bis 2060 klimaneutral sein kann, wird es ähnliche Summen investieren müssen. Die USA, sofern der neue Präsident Wort hält, werden durch den Wiederbeitritt zum Pariser Klimaabkommen ebenso enorme Mittel investieren müssen.

Es gibt einen gewissen Druck, denn der Klimawandel beginnt sich zu zeigen: Waldbrände und andere extreme Wetterverhältnisse haben zugenommen und führen zu wirtschaftlichen Schäden. Gleichzeitig hat die Covid-19-Pandemie die Wirtschaft in ein Loch gestürzt. Mit grünen Investitionen können antizyklisch handelnde Staaten Impulse geben.

Anreize richtig setzen

Staaten müssen mit der Finanzierung von Investitionen voranschreiten, doch sie müssen diese Last nicht allein tragen. Denn mit Basisinvestitionen – zum Beispiel in die verbreitete Anwendung von Wasserstoff – und mit Anreizen lassen sich Bürger und Unternehmen animieren und der Effekt lässt sich multiplizieren. Das heisst auch, Fehlanreize und umweltschädliche Subventionen abzuschaffen.

Durch seine legislative Macht setzt der Staat noch weitere Anreize. Einen besonderen Stellenwert nimmt hier die Finanzmarktregulierung ein, vor allem in Europa. Würde etwa der vorgeschriebene Eigenkapitalsatz für Kredite zur Finanzierung ökologisch sinnvoller Massnahmen reduziert, könnten Kreditnehmer von günstigeren Finanzierungskosten profitieren. Auch Notenbanken könnten ähnliche Anreize setzen, wenn sie bei ihren Anleihenkäufen im Rahmen der Geldpolitik die Klimabilanz von Unternehmen oder den Finanzierungszweck berücksichtigen.

Die Rolle des Staates besteht somit weniger darin, Kapital zu beschaffen. Viel wichtiger ist es, dass die Regierungen die richtigen Anreize setzen. Hierzu gehören auch geeignete Rahmenbedingungen für einen Markt, an dem die Ideen für grüne Lösungen um das Geld der Anleger buhlen. Denn eines ist klar: Der Umbau der auf fossilen Brennstoffen basierenden Wirtschaft auf klimaneutrale und ressourcenschonende Prozesse erfordert eine grundlegende Veränderung des Wirtschaftsmodells. Dementsprechend ist ein enormer Kapitaleinsatz nichtöffentlicher Gelder notwendig.

Eine Frage der Rendite

Aber werden Private den Umbau der Wirtschaft finanzieren? Die Null- und Negativzinspolitik der Notenbanken führt vor allem bei Pensionskassen und institutionellen Anlegern zu einem Anlagenotstand. Da es diesen Anlegern nur beschränkt möglich ist, in Anlageklassen mit höheren Ertragsaussichten (und stärkeren Schwankungen) umzuschichten, ist das Interesse an Anlagen mit attraktiven und stabilen Cashflows gross. Ob es gelingt, ausreichend Gelder zu finden, ist somit in erster Linie eine Frage der Rendite. Aufgrund der tiefen Zinsen liegt die Latte hier tief.

Anleger sollten diese Entwicklung nicht ignorieren, denn die Herausforderungen bieten grosse Opportunitäten. Es braucht neue Technologien, weshalb auch Gelder in die Forschung und Förderung von Innovationen fliessen müssen. Viele der Profiteure, die den Staat oder die Privatwirtschaft bedienen, zählen aber (noch) nicht zu den Börsenschwergewichten. Um dennoch zu partizipieren, sollten Anleger zumindest einen Teil ihrer Aktienquote in Themeninvestments anlegen.

Nicht nur direkte ökonomische Auswirkungen, sondern auch Portfolio-Umschichtungen werden die Aktien- und Anleihenkurse in den kommenden Jahren beeinflussen. Anleger geben der Nachhaltigkeit eine grössere Bedeutung im Portfolio. Staatliche Investitionen, Unternehmensinvestitionen und Private ziehen also an einem Strick. Damit steigt die Chance, dass nicht nur die Klimaneutralität erreicht wird, sondern sich auch die Investitionen in den grünen Umbau der Wirtschaft lohnen werden.

 

Anmerkung: Dies ist die Kurzfassung eines Artikels in unserem Investmentmagazin Teleskop.

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