Immobilien (RE)
Die Aussichten für den globalen Immobilienmarkt sind von starkem Gegenwind geprägt. Steigende Zinssätze und Bewertungsbedenken dürften sowohl die Mittelbeschaffung als auch die Geschäftsabschlüsse beeinträchtigen. Vor diesem Hintergrund sind die Anleger bei ihren Engagements in der Anlageklasse selektiv. Gemäss Daten von Preqin nehmen Value-Added-Strategien einen immer grösseren Anteil ein und machen 35 % der gesamten Mittelbeschaffung aus, was weit über dem langfristigen Durchschnitt von 27 % liegt.
Während das Wachstum des Immobilienvolumens wahrscheinlich anhalten wird, wenn es auch langsamer als bis dato stattfindet, sehen Investoren die Anlageklasse als eine der am stärksten überbewerteten an. Dies wird sich sowohl auf das Fundraising als auch auf die Deal-Aktivität auswirken. Steigende Kreditkosten und eine mögliche und vor allem uneinheitliche Verschlechterung der Nutzernachfrage könnte eintreten, wenn mehrere Länder in eine Rezession geraten. Darüber hinaus haben die Haushalte weniger verfügbares Einkommen, das sie in Geschäften oder online ausgeben können, was sich auf den Einzelhandel und die Industrie auswirken könnte.
Infrastruktur
Hohe Energiepreise kamen vielen Infrastrukturentwicklern im Energiesektor im Jahr 2022 zugute. Auch die Telekommunikationsbranche verzeichnete eine anhaltende Aktivität auf dem Transaktionsmarkt, gestützt durch die Nachfrage nach Bandbreite und Ausfallsicherheit, da hybrides Arbeiten immer häufiger wird. Dennoch belasten die Zinssätze durch den Diskontierungseffekt die Preise von Vermögenswerten, was sich in den nächsten 12 Monaten auf die Renditeentwicklung auswirken wird.
Infrastrukturanlagen werden insgesamt gegenüber Immobilien an Boden gewinnen und mehr Marktanteil gewinnen. Die Notwendigkeit, dass Europa nach dem Einmarsch Russlands in der Ukraine seine Energieunabhängigkeit erlangt, ist von zentraler Bedeutung für eine langfristige Verlagerung hin zu intensiveren Investitionen in erneuerbare Energien in der Region. In den USA sorgt die jüngste Unterzeichnung des Inflation Reduction Act zusammen mit dem früheren Infrastructure Investment and Jobs Act der Regierung Biden für starken Rückenwind für nicht börsennotierte Infrastruktur in Nordamerika.
Rohstoffe
Trotz der makroökonomischen Ungewissheit und der zunehmenden Rezessionsängste hat sich die Anlageklasse seither gut behauptet. Die globalen Investitionsmöglichkeiten im Energiebereich sind enorm, da die Umstellung auf eine Netto-Nullenergieversorgung immer deutlicher wird, Russlands Einmarsch in der Ukraine mehrere Öl- und Gasabhängigkeiten aufgezeigt hat und auf vielen Rohstoffmärkten grosse Versorgungsdefizite entstanden sind. Die meisten Rohstoffe befanden sich jedoch bereits in einem Superzyklus, als Russland in die Ukraine einmarschierte und die weltweiten Energiepreise oft auf Rekordhöhen trieb. Ausserdem sind Rohstoffe technisch mit der Inflation verbunden, da die Rohstoffpreise eine Komponente bei der Berechnung der Inflationsraten sind. Es ist also nicht überraschend, dass die Rohstoffpreise und die Inflation im vergangenen Jahr parallel angestiegen sind. Darüber hinaus gelten Rohstoffe weithin als geeignet für Diversifizierung - zur Absicherung von Verlusten, die entstehen, wenn andere Anlageklassen aufgrund der Inflation an Wert verlieren. Bei der Beurteilung der möglichen Aussichten für Rohstoffe ist jedoch unbedingt zu berücksichtigen, dass die Nachfrage zum Teil stark von der Wirtschaftslage abhängig ist. Zum Beispiel könnte eine deutliche globale Abschwächung der Weltwirtschaft aufgrund von Zinserhöhungen auch zu sinkenden Rohstoffpreisen führen. Dies wiederum geht in der Regel mit einem Rückgang der Inflation einher - ausser in einem Stagflationsumfeld, wo der Inflationsdruck trotz der Rezession nicht nachlässt.
Hedgefonds (HF)
Man kann mit Fug und Recht behaupten, dass Hedgefonds-Investoren Momentum-Investoren sind. Abflüsse folgen auf Phasen grosser Marktrückgänge und umgekehrt. Die Zinserhöhungen im zweiten Quartal 2022 sowie die geopolitischen Spannungen und der Krieg in der Ukraine haben die Märkte erheblich unter Druck gesetzt und die Anlegerinnen und Anleger gezwungen, ihre Allokationen zu überdenken.
HFs erlebten somit ein schwieriges Jahr 2022, konnten aber in vielen Portfolios einen Mehrwert schaffen. Obwohl man Verluste nie feiern sollte, boten HFs doch einen gewissen Schutz. Innerhalb der Anlageklasse Hedgefonds gab es jedoch erhebliche Varianzen zwischen den unterschiedlichen Strategien und Teilstrategien. Commodity Trading Advisors (CTAs), Makro- und Relative-Value-Strategien trugen dazu bei in den ersten drei Quartalen inmitten der Marktvolatilität positive Renditen für die Anleger zu generieren. Multi-Strategy- und Kreditstrategien konnten einige der Schocks auffangen, während im Bereich von Aktien- und Event-Driven-Strategien viele enttäuschten. Sie schnitten jedoch immer noch besser ab als viele andere Marktsegmente.
Ausblick
Steigende Zinsen und hohe Inflation wirken sich auf die strategische Asset Allocation (SAA) von Anlegern aus. Diese Auswirkungen variieren jedoch je nach der jeweiligen alternativen Anlageklasse. Somit wird makroökonomischer Gegenwind PE, VC und RE in nächster Zeit zu schaffen machen. Nichtsdestotrotz bieten sich in allen alternativen Anlageklassen weiterhin entsprechende Chancen. Rohstoffe und Infrastrukturanlagen werden derzeit als die alternative Anlageklasse ansehen, die am stärksten vom aktuellen Umfeld profitieren können. Auch im derzeitigen volatilen Umfeld mit hohen Abwärtsrisiken, aber der stets bestehenden Möglichkeit dynamischer Markterholungen, werden Alternativen zu Long-only-Strategien als gute Möglichkeiten angesehen. Daher können Hedgefonds und Liquid Alternatives als mögliche Hauptprofiteure der Zinswende und der Inflation angesehen werden. Sohin könnte ein Ende des negativen Trends der Bedeutung von Hedgefonds und Liquid Alternatives in der SAA von Anlegern bevorstehen.