Entdecke das Potenzial der Tokenisierung

Wie erklären Sie einem Laien verständlich, was Kunst-Tokenisierung ist?
Traditionelle Ansätze für die Planung des Familiennachlasses an die nächste Generation oder die Weitergabe von Kunst im Rahmen einer Schenkung oder eines Verkaufs über ein Auktionshaus bzw. Händler ist teuer, starr und kompliziert und durch komplexe individuelle Verträge der Eigentumsrechte und Kreditstrukturen geregelt. Auch ist eine einfache leistbare Beteiligung am Kunstmarkt als nachhaltiges Investment oder auch philanthropisch nur sehr limitiert möglich und benötigt zudem ein breites Expertennetzwerk.
Im Grunde ist die Tokenisierung nichts anderes als die digitale Darstellung dieser Eigentumsrechte, jedoch ermöglicht der Token flexible, kostengünstige und vor allem nachhaltige Lösungen für ein breites Klientel.
Tokens können sehr einfach zwischen Personen transferiert und auch Teileigentumsverhältnisse transparent dargestellt werden. Über das Partnernetzwerk kann die VP Bank hier eine Vielzahl von hochqualitativen Services im Bereich Bewertung, Lagerung, Versicherung etc. zusätzlich anbieten. Dadurch können in der Nachlassplanung nachhaltig, faire Verhältnisse hergestellt sowie Verkäufe sehr einfach, vollkommen transparent und kostengünstig abgewickelt werden. Investments in den Kunstmarkt werden für ein breites Klientel möglich.
Was geschieht im Rahmen einer Kunst-Tokenisierung?
Die Tokenisierung von Kunst lässt sich in zwei Teilprozesse zerlegen: Einerseits muss zu Beginn eine detaillierte Analyse des Kunstwerks vorgenommen werden. Dabei werde die Bewertung, Lagerung, Versicherung und Echtheit des Objektes überprüft. Zudem muss festgestellt werden, dass sich das Kunstwerk tatsächlich im Eigentum des Kunden befindet. Im zweiten Schritt folgt die technische Abwicklung, wobei ein neuer Token erzeugt und verbucht wird. Während dies hohes technisches Fachwissen erfordert, kann dieser zweite Prozessteil meist innerhalb von wenigen Minuten erledigt werden. Schlussendlich erhält die Auftraggeberin bzw. der Auftraggeber einen Token, der Eigentum am zugrundeliegenden Kunstwerk repräsentiert. Diese Verbindung zwischen realer und digitaler Welt ist rechtlich anerkannt und kann beispielsweise dafür genutzt werden, das Kunstwerk auf unterschiedliche Personen aufzuteilen.
Wer nimmt Kunst-Tokenisierung vor?
In Liechtenstein dürfen nur über die FMA registrierte Anbieter Tokenisierungsdienstleistungen für Kundinnen und Kunden erbringen. Während es international auch viele kleinere unregulierte Unternehmungen gibt, empfehlt es sich, regulierte Gegenparteien, wie z.B. Banken oder Treuhänder, mit dieser Aufgabe zu betrauen. So verfügen diese Institutionen über adäquate Kontroll- und Prüfprozesse, welche insbesondere im Rahmen der Tokenisierung von Kunst ein zentrales Qualitätsmerkmal darstellen.
Wer sind die Kunden, die an Kunst-Tokenisierungen Interesse haben?
Betrachtet man Kunst als eine Wertanlage, so wird schnell klar, dass verschiedenste Kundengruppen dadurch angesprochen werden können. Beispielsweise kann ein vermögender Sammler die Lösung im Sinne der Nachfolgeplanung einsetzen, um seine Kunstwerke kostengünstig und fair an die nächste Generation weiterzugeben. Auch Anlagefonds und Vermögensverwalter, die sich Diversifikation und Rendite über Investitionen in Kunst erhoffen, können von der Lösung profitieren. Denn die Tokenisierung bietet eine attraktive Alternative zu teuren klassischen Verbriefungslösungen. Zuletzt ergeben sich auch spannende Möglichkeiten für klassische Akteure am Kunstmarkt wie Galeristen und Händler. Die Tokenisierung kann für diese Firmen neue Absatzkanäle öffnen und über die involvierten Prüfprozesse ein zusätzliches Qualitätsmerkmal darstellen.
Welches sind Vor- und Nachteile von Kunst-Tokenisierung?
Der grösste Vorteil der Kunst-Tokenisierung liegt sicherlich in den tiefen Kosten. Zum einen können Tokens mit geringem Aufwand und innerhalb kürzester Zeit erzeugt werden. Zusätzlich fallen keine fortlaufenden Kosten an, wie es bei klassischen Alternativen wie der Verbriefung über Zweckgesellschaften der Fall ist. Zum anderen vereinfacht sich auch die Abwicklung von herkömmlichen Transaktionen. Grosse Auktionshäuser erheben beispielsweise beim An- und Verkauf von Kunst Gebühren zwischen 10 % und 25 % des Wertes. Da die Margen im Transaktionsgeschäft von klassischen Finanzanbietern weit tiefer liegen, zeigt sich auch hier der Mehrwert und das Potenzial der Tokenisierung.
Offensichtliche Nachteile der Kunst-Tokenisierung sind das geringe Alter der Technologie und die damit verbundenen Einstiegshürden. Traditionelle Anbieter und Kunden müssen erst noch Vertrauen in die Technologie gewinnen, um vollends von den Vorteilen überzeugt zu werden. Wie bei allen Innovationen ist es am Anfang notwendig, sehr viel Zeit und Energie in der Kommunikation aufzuwenden, um die Adaption voranzutreiben. Schlussendlich kann Kunst-Tokenisierung nur erfolgreich sein, wenn genügend Akteure bereit sind zu partizipieren.
Welche Kunstwerke bzw. Gegenstände überhaupt können tokenisiert werden und bei welchen macht es Sinn?
Prinzipiell gibt es keine rechtlichen oder technischen Einschränkungen über die Art von Sachwerten, die man potenziell tokenisieren kann. Restriktionen ergeben sich daher aus unseren eigenen Vorgaben im Rahmen der Prüfprozesse. Dabei lässt sich grob festhalten, dass ein Sachwert für die Tokenisierung in Frage kommt, sofern dieser bewertet, versichert und (physisch) gelagert werden kann. Da diese drei Kriterien in der Regel mit Kosten verbunden sind, sollte ein Gegenstand aus ökonomischen Gründen zudem über einen gewissen Mindestwert verfügen. Schlussendlich spielt auch die Existenz oder Inexistenz von traditionellen Lösungen eine Rolle. Während zum Beispiel klassische Aktienmärkte hocheffizient und digital funktionieren, ist der Markt für viele Sachwerte (z.B. Kunst) kaum standardisiert. Im letzteren Fall bietet die Tokenisierung demnach auch eine Möglichkeit, bestehende Ineffizienzen zu lösen und neue Standards zu schaffen.
In welchem Verhältnis steht das tokenisierte Kunstwerk zum physischen Kunstwerk?
Wie erwähnt ist es nicht ganz korrekt, zwischen dem "tokenisierten" und dem "physischen" Kunstwerk zu unterscheiden. Tatsächlich repräsentiert der Token rechtliches Eigentum am physischen Kunstwerk. Damit besteht eine rechtlich klar definierte Verbindung zwischen Token und Kunstwerk.
Was passiert mit dem tokenisierten Kunstwerk, wenn das reale beschädigt oder gar vernichtet wird?
Da der Token das Eigentum am realen Kunstwerk verkörpert, sollte dieser auch reale Änderungen entsprechend abbilden können. Das bedeutet, dass im Falle eines Verlustes oder einer Beschädigung die entsprechende Wertveränderung im Token berücksichtigt wird und im äussersten Fall der Token auch komplett vernichtet werden kann. Da alle Gegenstände zwingend versichert sein müssen, kann es auch zu einer anteilsmässigen Entschädigung über eine Auszahlung der Versicherung kommen.
Wie gross ist die Nachfrage nach tokenisierter Kunst?
Gemäss dem letzten Art & Finance Report von Deloitte wird davon ausgegangen, dass der globale Wert and Kunst und Sammelgegenständen im Besitz von vermögenden Privatpersonen bis 2025 auf rund USD 1.9 Billionen anwachsen wird. Hinzu kommt die stark steigende Digitalisierung der Branche. Dieser Trend ist auch für uns spürbar. Wir sind stetig mit unterschiedlichen Anfragen von Kundinnen und Kunden konfrontiert. Obwohl sich unser Geschäftsmodell noch in einer frühen Phase befindet und es sich bei der Tokenisierung um ein Nischenprodukt handelt, konnten wir die hohe Visibilität nutzen, um neue Kunden zu gewinnen. Wir sind überzeugt, dass wir uns in einer komfortablen Situation befinden und gut positioniert sind, um zukünftig am Wachstum des Marktes partizipieren zu können.
Inwieweit handelt es sich hier um eine Investmentforum der Zukunft?
Kunst ist schon lange als Anlageform bekannt und wird in der finanzwissenschaftlichen Literatur seit den 1970ern untersucht. Dementsprechend kann nur bedingt von einer "Investmentform der Zukunft" gesprochen werden. Nichtsdestotrotz bringt die Tokenisierung einige fundamentale Veränderungen mit sich, die den Anlageprozess rund um Kunst ein Stück weit revolutionieren. Man denke an die bereits erwähnte verbesserte Kosteneffizienz und Fraktionierbarkeit von Kunstwerken. Dies führt zu einem einfacheren Marktzugang, geringeren Friktionen und schlussendlich auch zu einer transparenteren Preisbildung als in der Vergangenheit.
Wie verdienen Sie als Bank an Kunst-Tokenisierung?
Wie bereits erwähnt, muss ein Kunstwerk im Rahmen der Tokenisierung nach Branchenstandards geprüft und allenfalls über Expertengutachten nachdokumentiert werden. Gleichzeitig wird zusammen mit dem Kunden ein genauer Plan entwickelt, um die Ziele des Vorhabens zu definieren und gemeinsam zu erreichen. Für diese Dienstleistungen erhalten wir als Bank eine entsprechende Kompensation. Nachgelagert gelangen die Konditionen des klassischen Bankgeschäfts, wie z.B. Depotführung, zur Anwendung.
Inwieweit gibt es weitere neue Investmentformen und wenn ja, worum handelt es sich?
Neben Kunst konnten wir bereits einige spannende Projekte im Bereich von Edelsteinen, Uhren und hochwertigen Musikinstrumenten erfolgreich abschliessen. Auch wenn es sich um kleinere Dimensionen handelt, stehen die traditionellen Märkte für diese Vermögenswerte vor ähnlichen Herausforderungen wie der Kunstmarkt. Dies bedeutet, dass die Tokenisierung auch hier einen grossen Mehrwert liefern kann. So können zum Beispiel teure Instrumente, welche Vereine bzw. Akademien bisher anschaffen mussten, nun langfristig Nachwuchstalenten zu Verfügung gestellt werden. Dabei profitieren die Anlegerinnen und Anleger von einem interessanten Investment und gleichzeitig von Zusatzvorteilen wie Gratis-Eintritten, Mitgliedschaften etc.