«Unser Fokus in diesem Jahr liegt auf dem Wachstum»
Herr Schneider, Sie sind seit August 2023 bei der VP Bank Leiter der Region Liechtenstein und Mitglied der Gruppenleitung. Was macht für Sie den Reiz dieser Stelle aus? Anders gefragt: Warum Liechtenstein?
Für mich war diese Stelle eine tolle Möglichkeit meine berufliche Tätigkeit mit meinem privaten Umfeld zu verbinden. Ich lebe mit meiner Familie in Vaduz, meine zwei Buben wachsen hier auf. Eine Verbindung zu Liechtenstein habe ich seit 17 Jahren. Als ich damals mein Studium an der Universität Liechtenstein begonnen habe, hätte ich nicht gedacht, dass ich einmal gleich nebenan wohnen werde. Seit ich bei der VP Bank die Verantwortung für den Markt Liechtenstein übernommen habe, merke ich, dass die Bank ein ausserordentlich gutes Standing bei der Bevölkerung hat. Die VP Bank gehört zum Land, und das Land gehört zur VP Bank.
Denken Sie, dass die VP Bank in der Bevölkerung einen anderen Ruf hat als im Finanzumfeld?
Nein, das glaube ich nicht. Ich habe seit dem Beginn meiner Tätigkeit mit vielen Kundinnen und Kunden, mit Mitarbeitenden und mit weiteren Stakeholdern gesprochen. Die VP Bank wird als dynamisch und agil wahrgenommen sowohl auf dem Finanzplatz als auch bei anderen Stakeholdern. Und das sind wir auch. Wir haben eine gute Grösse mit rund 1'000 Mitarbeitenden, wir sind beweglich und wir haben kurze Entscheidungswege. Ich finde es schön, dass viele Menschen im Land eine Beziehung zur VP Bank haben und sich mit der Bank identifizieren. Vor allem im Intermediärbereich haben wir Kundinnen und Kunden, die seit vielen Jahren mit der Bank im Austausch sind, wodurch enge Beziehungen entstanden sind.
Was auffällt: Die VP Bank investiert viel in den Standort Liechtenstein – Veranstaltungen, Marketing, Sponsoring. Der Markt Liechtenstein scheint für die Bank tatsächlich wichtig zu sein.
Das stimmt. Unsere Heimat ist uns sehr wichtig. Seit wir 1956 in Vaduz von Guido Feger gegründet wurden, gehören wir zu Liechtenstein. Wir haben in Vaduz unser Stammhaus. Deshalb liegt uns auch viel daran, dem Land etwas zurückzugeben. Eines meiner persönlichen Highlights war die Durchführung des Genussfestivals, das ich bereits zweimal begleiten durfte. Es war sensationell – die Stimmung war hervorragend und das Städtle voller Geniesser. Mit der Musikakademie in Liechtenstein unterstützen wir junge musikalische Talente und geben diesen eine Plattform. Wir unterstützen die Nachwuchsförderung in Fussballclubs, und wir sind Hauptsponsorin der Harmoniemusik Vaduz. Es bedeutet uns viel, dass wir dem Land etwas zurückgeben dürfen.
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Sie stehen im Austausch mit der Bevölkerung: Wie waren die Rückmeldungen betreffend die sogenannten Effizienzmassnahmen, also den Sparmassnahmen der VP Bank im letzten halben Jahr?
Natürlich hat die Öffentlichkeit mitbekommen, dass wir Herausforderungen hatten, im Gespräch wurden jedoch stets die hohe Servicequalität und die persönlichen Beziehungen zu der VP Bank betont, insbesondere mit unseren Kundenberaterinnen und Kundenberatern.
Waren die Menschen auch besorgt? Die Bank baute ja auch Stellen ab.
Viele Rückmeldungen zeigen, dass man verstanden hat, dass sich die Bank in die richtige Richtung bewegt und die Weichen richtig gestellt hat. Unsere Kundinnen und Kunden schätzen es, dass wir uns wieder auf unser Kerngeschäft fokussieren. Die Effizienzmassnahmen und die damit verbundene verstärkte Positionierung in unserem Heimmarkt haben gezeigt, dass der Markt Liechtenstein für uns wichtig ist. Wir glauben u.a. an das Treuhandgeschäft, wir glauben an das lokale Intermediärgeschäft und wir werden dort weiter investieren. Wir haben gewisse Stellen reduziert, weil wir gewisse Dienstleistungen nicht mehr anbieten oder in gewissen Märkten nicht mehr aktiv sein möchten, aber wir haben keine Kundenberaterinnen und Kundenberater in Liechtenstein abgebaut, im Gegenteil, wir wollen hier weiter ausbauen und auch investieren.
Sie haben beispielsweise den Standort Hongkong geschlossen. Ist diese Verschlankung abgeschlossen? Ist die VP Bank sozusagen wieder im Aufbau?
Unser Fokus in diesem Jahr liegt auf dem Wachstum. Wir fokussieren uns auf die Umsetzung unserer Businesspläne. In diesem Sinne sind die Massnahmen abgeschlossen.
Wie ist die Stimmung in den Teams? Herrscht Verunsicherung oder ist es für die Mitarbeitenden abgeschlossen und erledigt?
Das letzte Jahr war natürlich herausfordernd. Ein Kompliment geht an unsere Mitarbeitenden, sie haben in diesem Umfeld einen hervorragenden Job gemacht. Es wurde stets aufgezeigt, was geplant ist, und wir bemerken, dass die Mitarbeitenden es schätzen, was in den letzten Monaten gemacht wurde. Nun spürt man den Aufschwung, es herrscht eine andere Stimmung, auch wenn wir noch einiges vorhaben.
Das Um und Auf sind natürlich die Zahlen. Sind Sie optimistisch, was die Bilanzzahlen anbelangt?
Wir können zu den Bilanzzahlen noch nichts sagen. Wir sind an der Börse kotiert.
Wir haben über die «soften» Faktoren gesprochen, darüber, wie das Befinden ist, aber von den harten Fakten hängt sehr viel ab. Macht das auch nervös?
Am Schluss sind auch wir ökonomisch getrieben und wollen effizient arbeiten. Die Massnahmen zielten auf die Erhöhung der Profitabilität und damit einhergehend auf die Reduktion der Kostenseite ab. Jetzt fokussieren wir uns auf das Wachstum und darauf, unsere Ziele zu erreichen.
Sie betonten, dass die VP Bank näher bei den Kunden sei. Was hat sich denn konkret verändert?
Den Kundinnen und Kunden ist es wichtig, dass das Kerngeschäft funktioniert. Ich glaube, wir sind mit unseren Dienstleistungen und unserer hohen Servicequalität wieder an der Stelle, die von der Kundschaft gewünscht ist. Das wurde übrigens auch durch eine aktuelle Kundenzufriedenheitsumfrage bestätigt. Drei Viertel unserer Private-Banking-Kundinnen und Kunden sind mit der VP Bank insgesamt zufrieden bis sehr zufrieden. Besonders positiv bewertet wurden die Erreichbarkeit, die persönliche Kundenberatung, der Kundenservice und das Kundenerlebnis. Sie schätzen auch die Nähe. Auch der aktuelle Fuchsbriefe-Test bestätigt dies. Die Umfrage zeigt ebenfalls, dass zwei Drittel unserer Intermediärkunden zufrieden bis sehr zufrieden mit uns sind.
Bedeutet die Kundennähe weniger Digitalisierung und mehr direkter Kundenkontakt?
Das eine schliesst das andere nicht aus. Wir sind für unsere digitale Plattform bekannt und ich meine, dass wir eine der besten Plattformen in diesem Bereich haben. Das schätzen die Kundinnen und Kunden. Gleichzeitig wollen wir den persönlichen Kontakt pflegen. Man wird auch zukünftig miteinander sprechen wollen, vor allem im Private Banking. Banking ist generell ein «People's Business». Das heisst allerdings nicht, dass wir nicht gleichzeitig in unsere digitalen Plattformen investieren. Uns ist es wichtig, die Bedürfnisse unserer Kundinnen und Kunden zu verstehen. Das hilft dabei, die digitalen Plattformen gezielt weiterentwickeln zu können.
Die Investitionen sind für kleinere Banken wahrscheinlich eine Herausforderung. «Mittelgrosse» Banken wie die VP Bank müssen oft genau so investieren wie eine grosse Bank, wie LGT oder LLB. Bringt die Grösse mehr Vor- oder Nachteile?
Wichtig ist, dass man sich klar ist, wo man sich positioniert und dass man dann am richtigen Ort investiert. Wir bekennen uns klar zum Treuhand- und Intermediärgeschäft und werden dort zukünftig auch investieren. Daneben spielt das Private Banking eine wichtige Rolle. Man muss nicht alles machen, sondern das Richtige. Wir haben erkannt, dass es besser ist, den Fokus auf das Kerngeschäft zu legen.
Fokus ist immer wichtig. Wie sieht es mit Beständigkeit aus? Ihr neuer CEO Urs Monstein ist seit 2018 an Bord. Wie ist die Zusammenarbeit mit ihm?
Meiner Meinung nach ist Urs Monstein ein Glücksfall für die Bank. Er kennt die Bank, er kennt die Herausforderungen und das hat uns ermöglicht, relativ schnell die richtigen Weichen zu stellen. Die Zusammenarbeit ist sehr konstruktiv.
Was sind für die VP Bank die grossen Herausforderungen in den kommenden Monaten oder Jahren?
Wie alle Banken beschäftigt uns das regulatorische und das geopolitische Umfeld sehr. Auch der Talentemarkt in Liechtenstein stellt für alle Unternehmen eine Herausforderung dar. Wir sind sehr daran interessiert, unsere jungen Talente weiter zu fördern und ihnen Chancen und Perspektiven zu geben. Wir haben sowohl junge, innovative, als auch langjährige, erfahrene Mitarbeitende. Wenn wir eine Fussballmannschaft wären, hätten wir das perfekte Team.
Wie finden Sie Ihre Talente in Liechtenstein?
Wir waren in der Vergangenheit erfolgreich beim Rekrutieren von Talenten aus Liechtenstein und investieren in deren Weiterentwicklung. Unser Private Banking Team Liechtenstein besteht beispielsweise zu einem grossen Teil aus Mitarbeitenden aus Liechtenstein. Aber natürlich sind wir auch offen für den überregionalen Markt. Das ist auch wichtig, um neue Perspektiven zu erhalten.
Eine weitere grosse Herausforderung wird der Umgang mit den USA unter Trump sein. Ist die Situation für Sie eher interessant oder problematisch?
Es wird gesagt, dass wir uns in unsicheren Zeiten befinden, aber wenn man in die Vergangenheit schaut, waren die Zeiten immer sehr bewegend. Es gab die Coronapandemie, Konflikte und Kriege, Finanzkrisen, den SNB-Mindestkurs … Nun haben wir mit Donald Trump einen Präsidenten, der sehr dynamisch agiert, bei dem man heute nicht weiss, was morgen passieren wird. Wir wissen nicht, ob sich dies positiv oder negativ auf die Märkte auswirken wird, und wie es mit der Inflation und den Zöllen weitergehen wird. Aufgrund dieser Unsicherheiten ist es für uns wichtig, das Risikomanagement im Griff zu haben, Frühwarnindikatoren zu haben, damit wir mit einer gewissen Agilität reagieren können, ohne in einen Aktionismus zu geraten. Das wäre ebenfalls schlecht. Und ich glaube, am Ende ist genau das die Kunst.